Seit November 2023 setzt die Bayerische Verwaltungsschule (BVS) in der Ausbildung eine virtuelle Kommunalbehörde ein. Sie dient der Schulung von künftigen Verwaltungsmitarbeitenden und wurde im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit der AKDB und dem Stuttgarter EDV-Dienstleister Kivito GmbH geschaffen. Wir haben mit dem Projektverantwortlichen Martin Resch gesprochen. Er ist Fachbereichsleiter Grundlagen und Finanzen an der Bayerischen Verwaltungsschule und Projektleiter des digitalen Kommunalzwillings.
Herr Resch, können Sie uns erklären, was das virtuelle Abbild einer Kommunalbehörde ist und wie es in der Verwaltungsausbildung eingesetzt wird?
Der neu geschaffene Kommunalzwilling erlaubt einen praxisgerechten und handlungsorientierten Unterricht in der Verwaltungsausbildung. Die Teilnehmenden an den Lehrgängen der Bayerischen Verwaltungsschule können die praxisorientierte Umsetzung des Erlernten in gängigen EDV-Verfahren üben. Sie arbeiten damit im Unterricht genauso wie später in der beruflichen Praxis am Schreibtisch in ihrer Behörde.
Wie wird der digitale Zwilling technisch umgesetzt?
Beim digitalen Zwilling handelt es sich um die „desk-Mate“-virtuellen Schulungsrechner der Stuttgarter Kivito GmbH, auf denen bereits die gängigen Fachverfahren der AKDB installiert sind. Diese Schulungsrechner laufen im Rechenzentrum der Kivito GmbH und können von nahezu jedem digitalen Endgerät via Browser erreicht werden. Die Teilnehmenden bringen selbst Endgeräte wie Laptops oder Tablets mit, da eine Einrichtung von Computerräumen über ganz Bayern verteilt nicht finanzierbar wäre. Eine lokale Installation ist nicht erforderlich, und es bestehen keine besonderen technischen Anforderungen, außer dass das Gerät internetfähig sein muss.
Welche Fachverfahren werden aktuell im Unterricht genutzt?
Momentan werden die Finanzsoftware OK.FIS, das Sitzungsmanagement-System SESSION und das System zur digitalen und elektronischen Aktenführung KomXWork eingesetzt. Mit OK.FIS können die Teilnehmenden Inhalte des Lehrgebiets „Kommunale Finanzwirtschaft“ praxisnah umsetzen, während SESSION die Vor- und Nachbereitung von Sitzungen des Gemeinderats und der Ausschüsse ermöglicht. KomXWork wird für die elektronische Aktenführung im Lehrgebiet „Personalwesen“ verwendet.
Wie wird das pädagogisch umgesetzt?
Es handelt sich jeweils um eine Projektwoche mit Aufgabenstellungen aus verschiedenen Lehrgebieten. Es werden umfangreiche Projektunterlagen mit Aufgabenstellungen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen erstellt. Dadurch können die Dozierenden den Projektunterricht einheitlich in allen Klassen durchführen. Neben fachlichen Kompetenzen wird auch die Sozialkompetenz der Teilnehmenden gestärkt und die digitale Kompetenz gefördert. Die Teilnehmenden am Lehrgang arbeiten während des Projektunterrichts in Kleingruppen unter der Anleitung von Dozierenden an mitgebrachten Laptops und melden sich dort mit den zugeteilten Zugangsdaten der Kleingruppe in der virtuellen Umgebung der Kommune an. Auf den Schulungsrechnern stehen dann die gängigsten Fachverfahren der AKDB bereit.
Wie war die Resonanz auf das Pilotprojekt?
Das Pilotprojekt war ein großer Erfolg. Rund 1.000 Lehrgangsteilnehmende haben verteilt auf mehrere Lehrgangsorte in ganz Bayern daran teilgenommen. Die Lehrgebiete umfassten Fächer wie „Kommunale Finanzwirtschaft“, „Kommunalrecht“, „Personalwesen“ und „Verwaltungsorganisation und Verwaltungstechnik“. Die Rückmeldungen von Dozierenden und Teilnehmenden waren sehr positiv, und wir planen bereits eine schrittweise Ausweitung des Einsatzes auf weitere Lehrgänge.
Herr Resch, vielen Dank für diese ausführlichen Einblicke in das Projekt!
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