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eREPORT 1/2022

Open Source Software in der kommunalen Verwaltung

Mehr digitale Souveränität!

21.05.20225 Minuten7
IT/DigitalisierungOpen Source

Bund, Länder und Kommunen beschäftigen sich intensiv mit der Thematik Open Source Software (OSS). Anders als andere IT-Trends wie Blockchain oder KI ist OSS keine neue Technologie, sondern ein viel weitergehendes Themenfeld. Open Source Software bewegt sich stark in einem rechtlichen, organisatorischen und wirtschaftlichen Kontext. Welche Chancen, aber auch welche Herausforderungen entstehen durch Open Source für die öffentliche Verwaltung?

Eine Umfrage der KGSt® aus dem Jahr 2020 hat gezeigt: Viele Kommunen sehen sich in einer kritischen Abhängigkeit von einzelnen nationalen oder internationalen Software-Anbietern. Open Source Software (OSS) kann für die deutsche Verwaltung ein Baustein sein, um sich aus der Abhängigkeit und dem Monopol von einigen wenigen Herstellern zu befreien und den Weg in Richtung digitaler Souveränität einzuschlagen. Als Open Source wird Software bezeichnet, deren Quelltext öffentlich und von Dritten eingesehen, geändert und genutzt werden kann.

OSS schafft digitale Souveränität und vermeidet Abhängigkeiten von einzelnen Herstellern. Kommunen selbst oder unabhängige Dritte, sprich die „Open Source Community“, können Weiterentwicklungen durchführen. Für ein krisensicheres Funktionieren der öffentlichen Verwaltung ist dies eine maßgebliche Voraussetzung.Eine Eigenschaft von OSS ist der Sicherheitsgewinn. Im Gegensatz zu proprietärer Software können Sicherheitslücken schnell beseitigt werden. Denn OSS unterliegt einer laufenden und umfassenden Qualitätssicherung durch die Community. Ungewünschte und intransparente Datenflüsse sind nicht möglich.

Wirtschaftliche und organisatorische Vorteile

Daneben bietet OSS auch wirtschaftliche und organisatorische Vorteile. OSS ist in aller Regel lizenzkostenfrei; das bedeutet nicht, dass der Einsatz nicht mit Kosten verbunden wäre. Diese beziehen sich auf Weiterentwicklung und Supportleistungen. Bei proprietärer Software kann man sich dagegen nicht entscheiden, wer etwa Wartung und Pflege übernimmt. Das ist in aller Regel der Hersteller der Software, der über den Quellcode verfügt. Kommunen sind somit bei proprietären Software-as-a-Service (SaaS)-Angeboten dem Anbieter fast komplett „ausgeliefert“.

Schnellere OZG-Umsetzung

Und hier schließt sich der Kreis zu einem Thema, das die Kommunen derzeit beschäftigt: Wie kann die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) gelingen? Das OZG fordert, dass die Kommunen alle Leistungen digital anbieten müssen. Der Bund fördert die Umsetzung von Online-Diensten, wenn diese nach dem Einer-für-Alle-Prinzip erfolgen. Das bedeutet, dass ein Bundesland zentral Online-Dienste entwickelt und allen anderen Ländern zur Nachnutzung zur Verfügung stellt. Das Nachnutzungsmodell sah in erster Linie Software-as- a-Service vor. Leider wurde nicht bedacht, dass es dadurch zu einer extremen technischen und rechtlichen Komplexität kommt. Open Source könnte nach Meinung vieler Experten diese komplexen Herausforderungen in großen Teilen auflösen.

Was bedeutet Open Source für die öffentlichen kommunalen IT-Dienstleister?

Es gibt immer wieder Stimmen, die OSS für ungeeignet im Umfeld kommunaler Fachsoftware halten. Doch mit Blick auf moderne, zukunftsfähige und vernetzte E-Government-Strukturen in Deutschland ist genau das Gegenteil der Fall: OSS deckt sich mit der grundsätzlichen Aufgabenstellung von öffentlichen IT-Dienstleistern: Zum einen bewegt sich das Handeln öffentlicher Dienstleister im Rahmen einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung und nicht unter dem Diktat der Gewinnmaximierung. Zum anderen ist bei kommunalen IT-Dienstleistern ein interner Transformationsprozess erforderlich. Open Source zwingt die Akteure dazu, in einer Community zu agieren und mit anderen Herstellern partnerschaftlich zu handeln.

Eine neue Art zu denken

OSS ist keine Technologie. Es ist eine Philosophie, wie Software verteilt wird, welche Abhängigkeiten bestehen und wer in welcher Art und Weise Software nutzen kann. Für die öffentlichen kommunalen Dienstleister ist dies eine große Chance. Die Zusammenarbeit der kommunalen Familie kann wesentlich partnerschaftlicher gestaltet und Entwicklerressourcen können effektiver genutzt werden. So kann Open Source Software einen maßgeblichen Anteil zur Digitalisierung Deutschlands leisten, die Souveränität der Behörden erhöhen und somit das Selbstverwaltungsrecht der Kommunen stärken.

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