Corona-bedingt fanden die diesjährigen Techniktage von AKDB und LivingData digital statt. Und Corona bestimmte letztlich die Themen-Schwerpunkte der diesjährigen Veranstaltung. Homeoffice, Homeschooling und Outsourcing standen im Fokus der Techniktage, für die sich insgesamt über 600 IT-Experten aus kommunalen Verwaltungen registriert haben.
Dass die Digitalisierung Kommunen nicht nur für Bürger, sondern auch für die eignen Mitarbeiter und für die Wirtschaft attraktiver macht, ist fast schon eine Binsenweisheit. Das Onlinezugangsgesetz soll den Rahmen dafür bilden. Da Kommunen bis 2022 verpflichtet sind, ihre Leistungen auch digital anzubieten, hat der IT-Planungsrat das Jahr 2021 als „das Jahr der OZG-Umsetzung“ ausgerufen. Drei Milliarden Euro aus dem Corona-Konjunkturpaket sind dafür vorgesehen.
Verwaltung als One-Stop-Shop
Bei den Techniktagen wurde die Umsetzungsstrategie des IT-Planungsrats noch einmal zusammengefasst. Robert Schmid, Produkt & Partnermanagement bei der AKDB und Moderator der Techniktage, präsentierte die aktuelle Lage und die Prinzipien, die dabei verfolgt werden: Die Entwicklung von E-Government-Portalen hin zu One-Stop-Shops, die Online-Anträge von Bürgern komplett digital bearbeiten, ohne dass diese eine Vielzahl an Dokumenten hochladen müssen. Voraussetzung dafür ist eine fälschungssichere elektronische Identität, mit der sich Bürger online ausweisen können. Außerdem: eine sichere Online-Bezahlmöglichkeit und schließlich die Registermodernisierung, die Behörden erlaubt, untereinander ad hoc Nachweise und Urkunden auszutauschen. Um den Weg freizumachen, wurde Anfang Februar 2021 das Registermodernisierungsgesetz im Bundestag verabschiedet. Konkret: Wer künftig Elterngeld beantragen will, braucht separat keine Geburtsurkunde zu beantragen und vorzuzeigen. Denn die Behörde besorgt sich diese Daten eigenständig. Die Interoperabilität elektronischer Identitäten in Europa (eIDAS) ist der nächste Schritt zu einer Harmonisierung des europäischen digitalen Binnenmarkts.
Zeitlich flexibel: die Verwaltungsarbeit von morgen
Die konsequente Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes verspricht viele Vorteile für Kommunen: mehr Bürgerzufriedenheit, höhere Standort-Attraktivität, aber auch Entlastung für kommunale Mitarbeiter. Die Digitalisierung von Bürgerservices erlaubt es, Bürgeranliegen 24/7 entgegenzunehmen - also unabhängig von Öffnungszeiten. Entlastung dürfen Kommunen auch von Automatisierungslösungen erwarten. Künstliche Intelligenz und Robotic Process Automation können künftig repetitive Vorgänge übernehmen. Software-Roboter lesen und bearbeiten Bürgeranträge und Formulare komplett automatisiert und selbstständig. Und das ebenfalls 24 Stunden am Tag.
Räumlich flexibel: Homeoffice für Verwaltungsmitarbeiter
Auch die räumliche Anwesenheit, das hat Corona gezeigt, ist keine unabdingbare Voraussetzung für die Verwaltungsarbeit. Mittlerweile gibt es sichere Lösungen, die Mitarbeitern von Rathäusern und Landratsämtern erlauben, von zu Hause oder von unterwegs auf ihre Akten und auf Fachverfahren zuzugreifen. Voraussetzung auch hier: ein durchdigitalisiertes Dokumentenmanagement-System mit angebundener E-Akte. Sogar Online-Terminanfragen des Bürgers mit anschließendem Videokonferenz-Termin im virtuellen Bürgerbüro sind schon Realität.
Datenschutz und Informationssicherheit
Das Digitalisierungsprojekt steht und fällt mit dem Datenschutz und der Informationssicherheit. Ein Live-Hack von Martin Weiß von der IT-Security-Firma Sophos zeigte, wie leicht verwundbar Systeme sein können. Um dies zu veranschaulichen, erläuterte er einen realen Cyberangriff der chinesischen Hackergruppe Hafnium vom November 2020 und inszenierte einen Live-Hack. In puncto Datenschutz verriet die AKDB-Tochter GKDS (Gesellschaft für Kommunalen Datenschutz mbH) den Teilnehmern Tipps, wie sie mit Datenflüssen und Microsoft 365 nach der Abschaffung des Privacy Shield-Abkommens umgehen sollten.
Homeschooling in Corona-Zeiten
Zwei brandaktuelle Themen bildeten den Abschluss der Techniktage: einerseits das Homeschooling andererseits Smart-City-Lösungen. Teilnehmer bekamen Antworten auf die Fragen: Mit welcher Hardware sollten Klassenzimmer ausgestattet werden? Wie kann eine sichere Schul-IT-Infrastruktur aufgebaut werden? Die Experten der Firma Prowise und der LivingData präsentierten Hard- und Software-Lösungen: unter anderem Collaboration-Tools aus der Cloud, getrennte Netzwerke für Lehrer, Verwaltung und Schüler und Managed Security Services für Schulverwaltungen.
Smart-City-Lösungen
Dass das Internet of Things nicht nur Thema für die Industrie 4.0 ist, zeigen viele praktische Anwendungen, die für Kommunalverwaltungen bereitstehen. Fahrbahnsensorik, intelligente Müllcontainer, Parkflächenmanagement, Streudienst-Sensorik. All dies sind Dienste, die Kommunen nicht nur nachhaltiger machen, sondern erhebliches Sparpotenzial mit sich bringen und kommunale Entscheider bei der Ressourcenplanung unterstützen. Gernot Bernert, Geschäftsführer der Data Intelligence-Beratungsfirma roosi GmbH, an der die AKDB beteiligt ist, zeigte auf den Techniktagen, welche Infrastruktur für Smart-City-Lösungen notwendig ist und welche Lösungen es bereits gibt. Die AKDB und die roosi GmbH werden in Kürze Kommunen eine IoT-Plattform zur Verfügung stellen. Hier können Interessierte Out-of-the-Box-Lösungen nutzen, die sich nahtlos in ihre Fachverfahren integrieren lassen. Ab diesem Sommer wird es in der Münchner Innenstadt zudem ein Smart City IoT Lab geben. Anmeldungen werden bereits entgegengenommen. Unter http://www.roo.si/internet-of-things