Schmuckbild 2. AKDB Kommunalforum am 18.10.2016 in der BMW Welt München

Kommunalforen

3 Fragen an Harry Gatterer

„Digitalisierung? Die Welt neu verstehen lernen!"

Wir freuen uns auf viele Top-Referenten, die mit uns zusammen diesen Tag gestalten werden und auf Herrn Christian Sachsinger vom Bayerischen Rundfunk (Redaktion Wirtschaft und Soziales, Computerexperte), der uns als Moderator durch das Vormittagsprogramm führen wird.


1. Ihr Tipp für Bürgermeister und Entscheider in der Verwaltung: Wie kann man sich bestmöglich auf eine Zukunft vorbereiten, die weitgehend unvorhersehbar ist?

Eines ist klar: Wir müssen uns von den klassischen „Funktions-Systemen“, die wir in Gemeinden installiert haben, verabschieden. Das Grund-Denkbild, um unsere Organisationen der Zukunft zu gestalten, ist das Netzwerk. Damit meine ich aber nicht nur die Digitalisierung von Prozessen. Nein, das wäre sehr zu kurz gegriffen. Es geht um das Netzwerk als Organisationsprinzip. Dies Bedeutet: Weg mit klassischen Chef-Rollen, weg mit Organigrammen, in denen Menschen in Kästchen geschrieben werden, weg mit müh- und langsamen Entscheidungsprozessen.

Die Prinzipien unserer kommenden Gesellschaft sind zum Beispiel Selbstorganisation statt Befehl von Oben, Projektleitung statt fest angestammte Funktions-Rolle, Integration der Bürger statt Bürger-Konsumenten. Keine Frage: Den Gemeinden kommt in der Zukunft eine immens wichtige Rolle zu. Sie sind die „letzte greifbare Bastion“. Aber gerade daher muss sich eine Gemeinde modernisieren, und die nötigen Öffnungen für ein Leben im 21. Jahrhundert schaffen.

Technologien werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Aber sie ist in den meisten Fällen nicht die Lösung, sondern Ermöglicher. Voraussetzung ist, dass ein Anders-Denken in den Führungsriegen der Gemeinden etabliert werden kann. Ein „Future Mindset“, so zusagen, der sich mit Mut auf eine Welt stürzt, in der Planung und Kontrolle nur mehr in ganz wenigen Ausnahmen funktioniert.

2. Die Digitalisierung ist ein gewöhnungsbedürftiges Geschenk des 21. Jahrhunderts, sagen Sie. Das klingt ein wenig nach dem Charme, den selbstgestrickte Socken und Mützen zu Weihnachten versprühen. Was trübt die uneingeschränkte Freude?

Weil wir mit der Digitalisierung eben NICHT ein ready-to-go-tool in die Hand bekommen, sondern unser Denken ändern müssen. Und das fällt jedem Menschen bekanntlich schwer. Umsoschwerer in einem politischen Umfeld, in dem man durch Ideologien quasi von Oben bestimmt agieren soll. Doch stark ist eine Gemeinde dann, wenn sie sich nicht von Ideologien leiten lässt, die allesamt aus der Vergangenheit stammen, sondern von der Zukunft. Die vorher beschriebenen Umdenk-Notwendigkeiten sind keine Theorie mehr. Wenn Sie Bürgermeister einer Gemeinde sind, in der Co-Working-Spaces entstehen, junge Menschen sich mittels Social-Media am Laufenden halten oder ältere Menschen sich nicht in die Altersheime verziehen, dann erleben Sie die Welt anders, als sie jemals zuvor war. Die Dichte an Information, die mit der Digitalisierung einhergeht, führt dabei - im Gegensatz zu anderen Epochen zuvor - zu einer Situation, in der Entscheidungen so zusagen ad hoc zu Bedingtheiten führt. Das bedeutet: Man entscheidet heute etwas, und morgen ist es schon so weit fortgeschritten, dass ein „zurück“ kaum mehr möglich ist. Die Kombination aus „Dichte der Information“ und veränderten soziodemografischen Grundbedingungen führt zum Unwohlsein. Aber letztlich: Alles wird gut. Wie wir in unserer Studie „Digitale Erleuchtung“ formulieren. 

 

3. Werden wir bei all dem Digitalisierungs-Hype eines Tages auch die Wiedergeburt des Analogen feiern? 

Nein. Wir werden alle in der Real-Digital-Welt leben. Das Analoge braucht dabei nicht wieder geboren werden, weil es gar nicht weg ist. 

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